Who stole my candy? von Kurasayo ================================================================================ Kapitel 1: Neko --------------- -Neko- Bunte, leckere Süßigkeiten! Mir knurrendem Magen und großen, leuchtenden Augen stand ich vor einem Süßigkeitenladen. Ich liebe Süßes, nur leider kann ich mir das als Katze nicht leisten. Ok, ich bin mehr oder weniger eine Katze...ich bin halb Mensch halb Katze. Meistens laufe ich aber als Vierbeiner durch die vielen großen Städte und kleinen Dörfer. So kann ich alles tun und lassen was ich will. Im Austausch für meine lebenslange Freiheit, muss ich mich dennoch von Mülltonnenfrass ernähren und bei schlechten Wetter und Stürmen in Pappkartons oder anderen kleinen Unterständen verstecken. Was gäbe ich für ein weiches Bettchen und ein leckeres Schüsselchen Milch....Träumend lief ich den Weg entlang, auf die gut befahrene Straße, ohne nach links oder rechts zu schauen. „Pass auf kleines Kätzchen!!“ schrie eine Stimme hinter mir. Verwundert und gleichzeitig ziemlich erschrocken, stürmte ich wieder auf den Bürgersteig. Fast hätte mich ein gelber LKW erwischt. Schon das 3 mal diese verdammte Woche! Aber da wusste ich ja noch nicht, das ich von dem wundervollsten Menschen auf der Welt gerettet wurde. Wie jeden Tag saß ich wieder vor dem Süßigkeitenladen und hoffte wie immer das jemand etwas fallen lies. Irgendetwas! Hauptsache etwas von diesen Sachen würde mir wie frischer Seelachs auf der Zunge zergehen. Fast schon sabbernd wie einer dieser blöden Straßenköter beobachtete ich jeden einzelnen Kunden, jeden Handgriff des Verkäufers, jede Sache die genascht und verkauft wurde. Wie gerne würde ich jetzt da rein spazieren und mir eine handvoll von diesen Bonbons nehmen. Mit einem leisen Klingeln wurde die Ladentür aufgestoßen und eine Gruppe Schulkinder rannten mit vollen Tüten nach draußen. Die perfekte Gelegenheit für mich, mal ein paar kleine Kostproben zu nehmen. Auf leisen und schnellen Pfoten schlich ich mich in den Laden und versteckte mich unter einem kleinen Schrank. Es war staubig hier unten und ich musste aufpassen, das ich ja nicht nieste. Bis Ladenschluss glaub ich ist es nicht mehr so lange hin. Ich wartete den letzten Kunden ab, eine Frau mit 3 Kindern. Sie schien ein wenig überfordert. Die zwei größeren Kinder stritten sich, wer welche Überraschungstüte bekommt und das kleinste, ein Baby, schrie wie ein Hund, dem man über den Schwanz fuhr. Sie verabschiedete sich von dem Verkäufer mit einem kurzen „Auf Wiedersehen“, nahm ihre Kinder und verschwand. Endlich ist sie weg! Plötzlich erschienen zwei smaragdgrüne Augen. Geschockt fauchte ich den Verkäufer an und drohte ihn mit meiner kleinen, schwarzen Löwenpranke. Mit seinen zotteligen rötlich-braunen Haaren und grünen Augen wäre er sicher ein hübscher Kater geworden! Ich jedoch...mit meinem verlausten, glanzlosen schwarz-blauem Fell und trüben, traurigen Bernsteinaugen, bin eher mehr der Typ nutzlose Straßenkatze, die gerne von Autos angefahren wird. Ich drängte mich weiter an die Wand und fauchte ihn an. Meine Augen haben schon lange ihren Lebensglanz verloren, mein Fell würde ich doch gerne noch eine Weile behalten. „Hey! Na meine Hübsche, was machst du den hier unten? Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Komm erst mal raus da unten.“ Ich stoppte sofort meine Kampfschreie und murrte kurz auf. Woher soll ich wissen, ob er mich nicht mit einem Besen schlägt oder mich mit einem Staubsauger aus dem Laden raus jagt? Oder das Schlimmste! Was ist, wenn er die Tierfänger rief? Ich halte es keine 2 Tage in so einem kleinen Käfig aus und dann erst die anderen Katzen....Aggressive, heimatlose Häftlinge! Genau wie im Knast, nur für Kleintiere. Obwohl...er könnte auch nett sein! Er könnte mich nett hinaus tragen, oder mir Süßigkeiten geben. Mit diesem positiv geladenen Gedanken brach ich ein knuffiges Mietzekätzchen- Miau heraus. Langsam, aber entschlossen tappste ich näher an den Menschen heran. Mit missmutigem Blick und ungutem Gefühl, wurde ich aufgehoben und in den Händen gehalten. Was jetzt? Eine große Hand streichelte sanft meinen Kopf. Es fühlte sich ganz anderes an, als die harten, gewalttätigen Kinderhände, die mich während ihres Urlaubtrips anfassen durften und das nur, weil es danach etwas zu fressen gab. Was tut man nicht alles für sein tägliches Brot und Wasser? Seine Hand wanderte von meiner Stirn, weiter hinter mein Ohr. Jaa...genau die Stelle ist die richtige! Ich schnurrte aus ganzem Herzen. Lange wurde ich nicht mehr so zart und vorsichtig gekrault. Eigentlich wurde ich noch nie richtig gestreichelt! Immer nur „angefasst“ von Touristen oder getreten und geschlagen von Dorfmenschen, bei denen ich gebettelt hatte. Mein Leben war nicht gerade das einfachste. Als kleines Kätzchen, wurde meine Mutter von einem tollwütigen Zweibeiner getötet. Seit dem an mussten meine Geschwister und ich uns alleine versorgen. Meinen Vater habe ich nie kennen gelernt, aber das war auf der Straße nun mal Realität. Die feinen, gepflegten Hauskater laufen auf die Straße und schwängern irgendeine Straßenkatze. Prostitution nennen es die Menschen glaub ich. Die meisten Katzen stellen sich zu Verfügung, um zu überleben. Ich kenne auch schon einige Kater, die auf den Strich laufen (oder wie man dazu sagt). Um ehrlich zu sein, so ein... Schlamper-Kater war ich auch mal. Mir machte es damals als Jungkatze nichts aus, mich mit alten, eingebildeten Männern nunja...zu paaren. Ich bekam dafür meistens etwas zu essen oder einen Unterschlupf für die Nacht. Mehr verlangte man auf der Straße und in den Gassen nicht von uns. Die meisten meiner Geschwister arbeiteten dort und das auch nur solange, bis sie entweder überfahren, eingefangen oder in ein wundervollen Haus gebracht wurden. Noch im Mutterkörbchen habe ich von einer warmen, weichen Decke neben einen Kamin geträumt. Draußen viel der Schnee, ich kuschelte mit meinem Menschen und trank lauwarme Milch. Morgens auf Streifzüge durch die Stadt, Mäusejagd im Garten, dann ein Mittagsschläfchen im Sonnenschein. Das wäre ein Leben. Vorsichtig wurde ich draußen auf den kalten Steinen abgesetzt. Das wars schon? Kein Futter für die arme, hungrige Straßenkatze? Ein trauriges Miau und ein eiskalter Hundeblick erweichten das mitleidlose Herz des Zweibeiners, denn er hielt mir einen Keks hin. Kekse! Das ist schon mal ein guter Anfang! Genüsslich knabberte ich daran. Mein Bauch füllte sich ein wenig, immer noch besser als nichts. „Du solltest dich nicht mehr hier im Laden blicken lassen! Wenn mein Chef dich sieht, dann verfüttert er dich an seine widerlichen Rottweiler und du bist doch so ein hübscher Kerl.“ Ich streichelte mich noch ein letztes mal und verschwand wieder im Laden. Ich glaube, dass war der Zeitpunkt, indem ich mich in diesen unmöglich-lieben Süßigkeitenverkäufer verliebt habe. Schon wieder ein neuer Morgen mit vielen Sorgen. Ich zog durch die kleinen Gassen, vorbei an den Hinterhöfen, in der Hoffnung etwas in den Mülltonnen zu finden. Diese Stadt jedoch, sie ist irgendwie so sauber und wenn mal etwas zu fressen in Sicht ist, dann befindet sich so eine Kläfftrommel gleich daneben. Wenn ich nicht bald etwas finde, muss ich weiter ziehen. Aber ich glaube das kann ich nicht. Ich kann hier nicht einfach weg gehen. Ich bog in eine weitere Gasse ein und betrat eine große Wiese. Na endlich mal was postivies! Ich stürmte auf den Rasen, auf der Jagd nach Mäusen und Vögeln..... Kapitel 2: Alan --------------- -Allan- Gelbe, blaue, rote, grüne und rosa Bonbons. Weiße, dunkle Schokolade mit Erdbeerfüllung oder Nüssen. Gummibärchen in allen Formen und Farben. In allen Varianten. Von Bärchen bis zu Tigern, Autos oder Blumen. Alles packte ich in eine bunt gestreifte Tüte und übergab sie einem kleinem Mädchen. Sie sah mich mit ihren klaren blauen Augen und grinste mich freudig an. Diese Schulkinder kommen jeden Tag hier her und kaufen für ihr Leben gerne Süßigkeiten. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass sie nur von Süßigkeiten leben. Schon als kleines Kind, zog mich dieser Laden in seinen Bann, daher kann ich verstehen, warum sie jeden Tag vorbei kommen. Seit ich dann mit der Schule abgeschlossen habe, arbeite ich hier drinnen und das zu meinem größten Vergnügen. Meinen Boss sehe ich vielleicht nur zwei mal im Jahr und somit gehört der Laden eigentlich mir. Ich kann ihn so einrichten wie ich will und öffnen und schließen wann ich Lust habe. Klingl Ling. Eine blonde Frau mit 3 Kinder kam in den Laden gerannt. Jede Woche kaufen sie hier ein. Die zwei Jungs zofften sich mal wieder, wer die größere Tüte hat und wer die kleinere. Das Baby auf dem Arm der überforderten Mutter fing an zu schreien und du zappeln, als hätte es ein Monster gesehen. Genervt gab mir die Frau ein wenig Geld und verließ fluchtartig das Geschäft. Überrascht nahm ich die paar Münzen und legte sie in die Kasse, wobei ich den kleinen Schatten, der schnell durch die zufallende Tür gesaust kam, fast nicht bemerkte. Wahrscheinlich nur eine Maus...obwohl ich nichts gegen Mäuse habe, haben sie hier im Laden nichts zu suchen. Ich hatte erst vor zwei Wochen ärger mit dem Gesundheitsamt, da sich ein kleiner Junge etwas überfressen hat. „Es ist ja schließlich nicht meine Aufgabe auf Kinder aufzupassen! Das einzige was ich zu tun habe, ist ihnen leckere und frische Süßigkeiten zu verkaufen!“ gab ich von mir, als mich ein Mitarbeiter über den Vorfall ausfragte. Die Klage wurde nach einer Ladendurchsuchung und Einsicht der Eltern des Betroffenen fallen gelassen. Doch leider bekam mein Chef Wind von der Sache und stattete mir zum ersten Mal freiwillig einen Kontrollbesuch ab. Dabei nahm er seine gräßlichen Hunde mit, die mir alle Kekse voll sabberten. Da er ja nie hier im Laden war, bekam ich eine Mahnung, das es beim nächsten unfreiwilligen Zusammentreffen zu schweren Konsequenzen kommen wird. Ich schnappte mir den Besen und fing an den Dreck des Tages weg zukehren, bis ich wieder diesen kleinen Schatten sah. Neugierig schlich ich zu der Theke mit den Schokoriegeln und spähte nach unten. Dort saß eine kleine, schwarze Katze die mich sofort anfauchte, als sich unsere Augen trafen. Das Kätzchen drängte sich weiter an die Wand und schlug mit seiner krallen-bestückten Pfote nach meinen Fingern. „Hey! Na meine Hübsche, was machst du den hier unten? Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Komm erst mal raus da unten.“ flüsterte ich unter das Regal. Aus einem leisen Murren wurde ein kleines Miau. Langsam näherte sich mir das Tier und ich nahm es auf den Arm. Ich musste es einfach kraulen! Er war so ein niedlicher Kater. Schnurrend träumte er in meinen Armen, doch leider musste ich ihn raus schmeißen. Ich bewegte mich Richtung Tür und setzte ihn auf den kalten Fußweg. Miauwww.... Gänsehaut überzog meinen Körper bis in alle Ecken, als ich diese traurigen Augen sah. Er muss schon eine Weile auf der Straße leben und Hunger hat das Kätzchen sicher auch. Ich krümmelte den Keks auf den Boden, der mir heute heruntergefallen war und wartete bis die Katze ihn verschlang. Wenn ich keine Mäuse zuhause hätte, würde ich ihn am liebsten mitnehmen. „Tschüß mein Kleiner! Pass auf dich auf!“ Ich kehrte zurück in den Laden, stellte das „Geöffnet“-Schild auf „Geschlossen“, nahm meine Sachen und verließ meine Arbeit durch den Hinterausgang. Donnergrollen und Blitzlichtgewitter war am Himmel zusehen. Hoffentlich fängt es nicht an zu regnen. Schnellen Schrittes began ich meine Heimweg, bevor die ersten Regentropfen auf mich herab prasselten. Ich bog noch um die Ecke und konnte somit dem kommenden Sturm entkommen. Endlich Zuhause! Am Eingang streifte ich müde meine Schuhe ab, fütterte meine Ratten und legte mich erschöpft hin. Doch ein weinerliches Lied störte meine wohlverdiente Nachtruhe. Durch das Heulen des Windes konnte man den Mitternachtsgesang einer Katze hören. Hat mich der kleine Pechvogel bis nach Hause verfolgt oder ist es wieder die Nachbarskatze, die ihrem Liebsten hinterher trauert. Mit meinem Kissen hielt ich mir die Ohren zu und zog die Decke enger um mich. Morgen ist Sonntag. Was bedeutet das ich Ausschlafen kann. Ich glitt in einen traumlosen Schlaf und erwachte ziemlich früh am Morgen. Müde fiel ich aus dem Bett und schlürfte die ein Zombie in die Küche. Der Regen hat sein gestern Abend nicht nachgelassen und der Wind tobte wie wild gegen mein Fenster. Wie es wohl dem Kleinen von gestern geht? Kapitel 3: Neko --------------- -Neko- Geschafft! Genüsslich verschlang ich die Maus die ich eben gefangen habe. Tropf, tropf, tropf... Wie ich regen hasse! Ich rannte, rannte und rannte! Versteckte mich erstmal in einem Loch unter einem Baum, wo ich aber kurze Zeit später von einem wütendem Fuchs verjagt wurde. Der Himmel verdunkelte sich, wurde schwarz, ging unter. Der Wind tobte, wirbelte wie ein Tornado über die Straßen. Kein Auto war zu sehen, kein Mensch. Alles war leer und überflutet. Keine Sturzbäche bildeten sich auf dem Teerboden, die Gullies wie reißende Strudel saugten alles auf, das sich nicht mehr halten konnte. Wenn ich nicht bald einen Unterschlupf finde, schmelze ich dahin wie Zucker. Aber wenigstens bekommt mein Fell endlich eine Dusche. Es wird Stunden dauern, bis ich wieder sauber und trocken bin. Ein Auto raste vorbei, spritze mich mit dreckigem Wasser voll als es durch eine Pfütze fuhr. Jetzt oder nie. So schnell ich konnte rannte ich über die Straße ohne nach links und rechts zu sehen. WUMMS! Reifen quitschen, ein harter Aufprall, Dunkelheit. Mehr bemerkte ich nicht. Als ich wieder zu mir kam, lag ich noch mitten auf der Straße. Meine linke Vorderpfote spürte ich nicht mehr und überall war Blut, diese dickflüssige, rote Flüssigkeit, verteilt, überall auf der Straße. Ich glaube meine Flöhe haben sich in meinem Kopf für ein Tänzchen versammelt, den alles drehte sich, mir war so schwindelig, so übel. Der kalte Regen prasselte auf meinen erschöpften, halbtoten Körper, auf die kalte Straße des Todes, die Spiegelungen der Lichter. Ich schloss meine Augen, nur für einen Moment. Ich war so müde, so erschöpft. Meine Augen flackerten auf. Ich lag am Straßenrand, es war immer noch Nacht. Langsam kam ich zu mir, schwang mich auf die Pfoten, torkelte auf allen dreien den Weg entlang, mein Fell durchtränkt mit Blut, Schweiß und Regen. Ich sollte mich verstecken, in Ruhe einen Platz zum sterben suchen. Niemand kann mir helfen, ich bin für nichts zu gebrauchen. Mit einer lahmen Pfote kann ich mir nichts mehr verdienen, niemand wird mich aufnehmen. Wer will schon eine verletzte Straßenkatze zum schmusen oder als Schlamper? In einer Gasse sah ich einen Karton, groß genug um mich zu verstecken. Ich kroch mit letzter Kraft hinein, meine Wunden gewannen die Oberhand. Unter Schmerzensschreien brach ich in der müffigen Kiste zusammen. In der Nähe hörte ich eine älter Katze zum Mond singen. Sie sang von Trauer, Tod und Einsamkeit. In der Ferne hörte ich Hunde bellen, das quitschige Bremsen diese Todesmaschienen und meinen röchelden Atem. Wenn das meine letzte Nacht sein sollte.... dann...ist es eine schöne Nacht..... Kälte, eiskalte Kälte zog über meine Haut. Meine Beine waren an meinen nackten Körper gezogen, mit einem Arm umschlungen... der andere lag schmerzend daneben. Mein sonst so bauschiger Schweif war dünn und bewegungslos, die Haare klebten daran wie Klebepapier. Der Himmel war schon etwas heller geworden, der Regen hörte aber nicht auf. Ich zitterte, die Kiste war schon faulig und fiel zusammen. Auf der anderen Seite der Gasse, standen zwei Mülltonnen, dazwischen war es trocken. Ich kam schwankend auf die Beine, fiel wieder zu Boden und kroch mit wenig Kraft nach vorne. Ich setzte mich auf, lehnte mich an die Wand, zog die Beine an und fing an zu weinen. Soll das mein Ende sein? Halb Mensch, halb Katze? Tot hinter ein paar Mülltonnen? Mein Arm war gefühlslos, mein Bauch fühlte sich so leer wie ein schwarzes Loch an und schmerzte doch so sehr wie mein Arm. Brennende Tränen rollten über meine Wangen, tropften auf den Boden. Sie mischten sich mit Blut, meinem Blut. Müde...ich war so müde... immer wieder fielen meine Augen zu, dennoch schreckte ich hoch. Ich darf nicht schlafen! Wenn ich einschlafe wache ich nicht mehr auf! Mein Onkel ist so gestorben! Nach dem Kampf mit einem tollwütigem Hund ist er einfach eingeschlafen und nie wieder aufgewacht.... und ein Unfall ist viel schlimmer als ein Kampf...nach einem Kampf stirbt man mit Würde...und nach einem Unfall.... Über mir wurde ein Fenster zugeschlagen, eine Tür aufgeschlossen. Tapp, tapp, tapp, tapp.... Schritte. Näher kommende Schritte. Ich umklammerte meine Beine noch enger, machte mich so klein wie möglich. Wenn ich Glück habe, werde ich nicht entdeckt. Doch leider...war es schon zu spät. Der Mülltonnendeckel wurde zugemacht und der Süßigkeitenverkäufer sah mich erschrocken ein. Mein Schluchtzen und mein Zittern haben ihn wohl aufmerksam gemacht. Er ging in die Hocke und legte seine warmen, rauen Hände auf meine Schulter. Ich zuckte so fest zusammen, das er erschrocken seine Hand zurückzog. Was will er von mir? Wird er mich jetzt ins Tierheim bringen? Zögernd, ängstlich spähte ich über meine Knie, durch meine verwuschelten Haare..... Kapitel 4: Alan --------------- -Allan- Ich konnte einfach nicht glauben was vor mir saß. Wie ein Bündel Elend war er zusammen gekrümmt auf dem Boden. Er hatte...Katzenohren und einen...Schwanz..... Ich dachte, ich träume, doch als ich ihn berührte, zuckte er so aprubt zusammen, das ich meine Hand wieder wegnahm. Er war stark unterkühlt und anscheinend auch verletzt. Ich muss ihm helfen. „Hey...was....was ist passiert?“ fragte ich unsicher, nicht darauf wartend eine Antwort zu bekommen. Er zitterte so stark, das ich vermutete, das er schwer unter Schock stand. „Komm....ich werde dir helfen...wir...wir sollten reingehen!“ sprach ich sanft. Er hob langsam den Kopf. Tränen, Dreck und Blut zierten sein schönes, bleiches Gesicht. Ich fasste nach seiner Hand. Er zog sie nicht zurück, was schon mal ein gutes Zeichen war. „Kannst du aufstehen?“, besorgt sah ich ihm in die Augen. Diese Augen...so gelb wie Bernstein. Er schüttelte den Kopf, wobei Wasser von seinen Haaren auf meine Füße tropfte. Ich trug ihn auf meinen Armen nach drinnen, und setzte ihn auf mein Sofa. So schnell ich konnte holte ich meine flauschigsten Handtücher und legte sie um seine Schultern, trocknete seine Haare. „ Wie heißt du eigentlich?“ fragte ich so ins blaue hinein. Mit erschrockenem Blick verfolgte er jede meiner Bewegungen. „Hmm....vielleicht mach ich dir erst mal etwas zu essen! Ein paar Decken wären auch nicht schlecht und etwas zum anziehen!“ meine Stimme hallte durch meine Wohnung, während ich wie ein Verrückter hin und her rannte. Auf dem Weg in die Küche stoppte mich ein erneutes winseln und schluchtzen. Wie der Blitz rannte ich ins Wohnzimmer und kniete mich vor den Katzenjungen. „Was ist den? Hast du Schmerzen? Ist irgendetwas passiert?“ bombadierte ich ihn weiter mit Fragen. Er zeigte auf seinen Arm, der leblos an seiner Seite herunter hing. Vorsichtig schob ich die vielen Handtücher nach unten. Seine Brust war mit blauen, bis schwarzen Flecken übersäht, sein Arm wahrscheinlich gebrochen. „Kannst du deinen Arm bewegen?“ Er nickte, hob ihn ein Stück, bewegte seine Finger und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. „Tut es weh wenn du deine Hand bewegst? Oder den Ellenbogen?“ Er zeigte auf seine Hand, die auch schon etwas blau angelaufen wahr. „Das haben wir gleich! Eis, Salbe und ein Verband!“ Ich stürmte ins Bad, holte das nötigste und ging wieder zurück. Ich schmierte seine Hand, seinen Oberarm mit Kühlungssalbe ein, verband es und legte Eis darauf. „Wir sollten dir etwas zum anziehen suchen! Hm...eine so enge Hose habe ich nicht....“ Ich durchwühlte meinen nicht gerade sehr ordentlichen Kleiderschrank, fand ein Shirt und eine , zwar zu lange, Jogginghose, und half ihm, die Sachen anzuziehen. Ich musste, da er sich fast nicht auf den Beinen halten konnte. Angezogen, drückte ich ihn sanft auf die Couch und deckte ihn mit 2, 3 Decken zu. Er war immer noch eiskalt, kein Wunder wenn man splitternackt im Regen sitzt. Er gähnte. Dabei entdeckte ich seine spitzen Reißzähne, oben und unten. „Hey! Nicht gleich einschlafen! Es gibt noch etwas zum aufwärmen!“ Ich stellte eine Schüssel Hühnersuppe auf den Tisch, wartete bis er sich hinsetzte und aß. Doch er blieb liegen, so bleich wie ein Toter. Ich muss ihn wohl füttern! Ich kroch auf den Knien zum Sofa, nahm die Schüssel und den Löffel in die Hände. „Komm! Mach den Mund auf!“ bettelte ich ihn an. Er öffnete den Mund wie ein kleines Kind und ich steckte den Löffel hinein. Seine Augen weiteten sich, genau wie sein Mund, der anscheinen mehr wollte. So stopfte ich ihm einen Löffel nach den anderen hinein, bis der Teller leer war. Ich räumte das Geschirr weg und wollte gerade zurück ins Bad, als ich ein kleines Flüstern hörte. „Neko....“ kam es aus dem Wohnzimmer. „Was?“ fragte ich verwirrt. „Mein Name ist Neko...“ ertönte es etwas lauter. Ich musste einfach lächeln! Seine Stimme war so weich, so unschuldig! Wie ein Kätzchen. „Ich bin Allan! Kannst du mir sagen, was passiert ist?“ Er richtete sich langsam auf und sah traurig auf seine verletzte Hand. „Ich....ich weiß nicht so genau....da war ein Auto... und.... dann war alles schwarz...ich hab mich dann hinter den Mülltonnen versteckt...“ erzählte er ganz leise. Besorgt beobachtete ich ihn, stand auf und drückte ihn wieder zurück in die Kissen. „ Darf ich dich noch etwas fragen? Ähm...ich weiß nicht...wie ich das ausdrücken soll....bist....bist du eine Katze? Wegen den Ohren und so?“ Erschrocken zog er sich die Decke über die Nase. „Ist das so offentsichtlich? Sieht...sieht man das? Du wirst mich jetzt aber nicht aufschneiden oder?“ Jetzt war ich es, der erschrocken reinschaute. „Wie...wie kommst du den jetzt da drauf?“, er zuckte mit den Schultern und ich sprach weiter,,, Ich würde doch keiner Katze...äh Menschen etwas tun! Du solltest dich jetzt etwas ausruhen und dich aufwärmen! Wenn du etwas brauchst, dann ruf mich einfach, ok?“ Ich ging ins Schlafzimmer, zog mich um und kroch ins Bett.... Kapitel 5: Neko --------------- -Neko- Er hob mich hoch und trug mich in seinen warmen, starken Armen ins Haus. Ich habe noch nie ein Haus von Innen gesehen. Ich zitterte immer noch, mein Arm tat immer noch weh, genau wie meine Brust. Etwas weiches umspielte meinen Körper, Wärme fing an gegen die Kälte zu kämpfen und all das grausame Wasser war weg. Der Süßigkeitenverkäufer redete mit sich selbst, rannte durch seine Wohnung. Er hats gut! Er hat genug zu essen, ein Dach über den Kopf und keine Schmerzen. Ich fing wieder an zu weinen. Was passiert jetzt mit mir? Ich blickte wieder nach oben und starrte in diese wundervollen grünen Augen. So grün wie frische Katzenminze. „„Was ist den? Hast du Schmerzen? Ist irgendetwas passiert?“ fragte er, mit besorgtem Hauch in seiner Stimme. Ich wollte etwas sagen, doch mir vielen keine Worte ein. Also zeigte ich auf meinen Arm und er versorgte ihn, schmirrte ihn mit so einer komischen Creme ein, verband ihn und drückte einen Eisbeutel drauf. Dann gab er mir ein Shirt und eine Hose, in die er mir reinhalf. Es roch alles so herrlich nach ihm. Er deckte mich mit ein paar Decken zu und holte nach ein paar Minuten etwas gut riechendes. Plötzlich saß er neben mir und hielt mir ein Metallteil vor den Mund, den ich gleich darauf öffnete. Mhhh~ schmeckte das gut! Ich aß so viel ich konnte, bis alles leer war. So warm und voll war mein Bäuchlein noch nie! Schweigend stand er auf und ging in irgendwelche Zimmer. Sollte ich ihn meinen Namen verraten? Er war freundlich zu mir.....bis jetzt... „Neko....“ kroch es aus meiner Kehle. „Was?“ schwirrte die verwirrte Frage hinter mir. „Mein Name ist Neko...“ sagte ich entschlossen. Stille. Eine sehr unangenehme Stille. Es ist wahrscheinlich etwas merkwürdig einen Katzenmenschen sprechen zu hören. „„Ich bin Allan! Kannst du mir sagen, was passiert ist?“ Seine Stimme klang freundlich und so sanft wie Seide. Nicht so rau, kratzig und böse wie die anderen, die sonst ihre Stimme an mich richten. Unter gemilderten Schmerzen rutschte ich ein Stück nach oben und blickte traurig auf meine eingewickelte Hand. „Ich....ich weiß nicht so genau....da war ein Auto... und.... dann war alles schwarz...ich hab mich dann hinter den Mülltonnen versteckt...“ Immer leiser erklang mein Gemaunze.... Ein leichter Druck presste mich zurück in meine alte Lage und die zwei Smaragdaugen sahen mich besorgt an. Etwas zögerliches lag in ihnen. „ Darf ich dich noch etwas fragen? Ähm...ich weiß nicht...wie ich das ausdrücken soll....bist....bist du eine Katze? Wegen den Ohren und so?“ Schock! Woher weiß der das? Ich zog die Decke so weit wie konnte über mein Gesicht. Mein Körper begann wieder zu zittern, Angst breitete sich aus. Ich wusste es! Er ist bestimmt einer von diesen, die meine Artgenossen in Käfige sperren und wegbringen. Männer in weißen Mänteln, mit weißen Schuhen und Masken vor dem Gesicht. Sie riechen nach Tod und... komischen Sachen. „Ist das so offensichtlich? Sieht...sieht man das? Du wirst mich jetzt aber nicht aufschneiden oder?“ Ich musste einfach diese Frage stellen! Wenn ich schon sterbe, dann will ich wissen wie. Er riss die Augen auf. Wie...wie kommst du den jetzt da drauf?“, Ich zuckte mit den Schultern und er sprach weiter,,, Ich würde doch keiner Katze...äh Menschen etwas tun! Du solltest dich jetzt etwas ausruhen und dich aufwärmen! Wenn du etwas brauchst, dann ruf mich einfach, ok?“ Mit schnellen Schritten verließ er den Raum, machte das Licht noch aus und hinter einer Tür konnte ich hören wie er sich seuftzend auf etwas weiches fallen lies. Wahrscheinlich sein Körbchen!..... Am Morgen wurde ich durch einen himmlischen Duft geweckt. Geschlafen habe ich nicht gut und dennoch so gut wie nie. Ich öffnete die Augen, streckte mich und rollte mich von dem Polsterhaufen. Die Decke lies ich links liegen und schlich auf allen Vieren in Richtung Küche. Allan, so hieß der Mensch doch, oder? Allan stand da und summte ein fröhliches Liedchen. Er trug seine Verkäufersachen! Dieses rosa Hemd und die weiße Hose, eine Schürze mit dem Ladenlogo darauf. Ein Pandabärchen das Schokolade aß. Manchmal wünschte ich mir, ich wär dieses Pandabärchen und dürfte so viel Schokolade essen! „Miau~“ sang ich leise unter dem Küchentisch. „MIAU~“ brüllte ich wie ein wütender Tiger im Zoo. „Huch“ erklang es von oben, bis sein Gesicht wie im Laden vor mir auftauchte,,, was machst du den hier unten? Geht es dir besser? Komm erst mal da unten raus und setzt dich! Das Frühstück ist bald fertig!“ Ich kroch den Weg zurück und setzte mich neben ihn. „Ich....ich weiß nicht mehr wie man steht.... oder auf zwei Pfoten geht...“ gestand ich. „Komm!“ seuftze er und nahm meinen gesunden Arm in die Hand,,, Hoch mir dir!“ Er zog mich auf die Hinterpfoten, doch ich verlor das Gleichgewicht und fiel nach vorne. Zum Glück war Allan da um mich aufzufangen. Er hielt meine Hand und ich wagte die ersten Schritte. Wieder laufen zu lernen war gar nicht so schwer! Nach meinen ersten geglückten Versuchen saß ich am Küchentisch und stopfte mir einen Pfannenkuchen mit Sirup nach dem anderen rein. Es schmeckte so gut!.... Kapitel 6: Alan --------------- Erschöpft fiel ich auf mein Bett. Was für ein Tag! Nachdenklich, was ich jetzt mit ihm anfangen soll und wie ich überhaupt weitermachen soll, falls er hier bleibt, viel ich in einen traumlosen Schlaf. BIIIIIIEP BIIIIIIIEP! Gereizt schlug ich auf meinen Wecker. 6:30. Da ich mein eigener Chef bin, kann ich öffnen wann ich will und da die meisten Kunden so um die Mittagszeit einkaufen, öffne ich auch erst später. Leider habe ich heute noch etwas zu tun! Ich muss mich um meinen Gast kümmern. Ich quälte mich aus dem Bett und machte mich fertig. Leise schlich ich dann durchs Wohnzimmer in die Küche. An der Tür blieb ich stehen und lauschte dem Schnurren des Jungen. Er war so niedlich! Zeit um ihn ein kleines Frühstück zu zaubern, dass genau so süß ist wie er! Pfannenkuchen mit Sirup und einen frischgepressten Orangensaft! Ich stand konzentriert am Herd und bekam das erste Miau nicht mit. Das zweite, lautere MIAU war nicht zu überhören.“Huch?!“ Verwundert drehte ich mich um, suchte im ganzen Zimmer und lugte unter den Küchentisch. Erstaunt wurde ich beobachtet.“Was machst du den hier unten? Geht es dir besser? Komm erst mal da unten raus und setzt dich! Das Frühstück ist bald fertig!“ Ich wand mich wieder meinen Pfannenkuchen zu, bis etwas an meiner Arbeitsuniform zog. „Ich....ich weiß nicht mehr wie man steht.... oder auf zwei Pfoten geht...“ flüsterte Neko mit zitternder Stimme. „Komm!“ Ich zog ihn an seinem gesunden Arm nach oben, er stand und kam doch ins schwanken, als ich ihn losließ. Wie ein kleines Kind, dass gerade das Laufen lernte, viel er nach vorne. Ich fing ihn auf, konnte sein Herz schlagen spüren, als er so in meinen Armen lag. Vorsichtig lies ich ihn los, hielt aber seine Hand. Er machte die ersten Schritte, einen, zwei und dann ging er von alleine. Doch bevor er weiterlief, wie es jeder normale getan hätte, stürzte er sich auf die Pfannenkuchen mit Sirup, nachdem ich sie auf den Tisch gestellt hatte. Man hat der einen Kohldampf! Als hätte er noch nie in seinem Leben etwas gegessen. „Ähm...Neko? Ich....ich muss gleich zur Arbeit und...entweder bleibst du hier oder du gehst mit!“ sprach ich entschlossen. Er riss die Augen auf und schluckte: „ du...du willst mich alleine lassen?“ „ Nein, nein!“ ich schüttelte entschuldigend den Kopf,,, Du kannst ja mit kommen, musst dich aber benehmen!“ Für einen kurzen Moment schien es, als müsste er erst überlegen, nickte jedoch entschlossen. „Gut!“ Ich stellte den leeren Teller in die Spülmaschiene,,, auf in die Arbeit!“ Im Laden angekommen, überlegte ich was ich mit Neko anfangen sollte. Was könnte er tun, um mir nicht im Weg zu stehen? Ich lies meinen Blick schweifen und blieb am Besen hängen. „Ok Neko! Ich sperre jetzt den Laden auf und du wirst hier ein bisschen zusammenkehren! Aber vor erst müssen wir deine Ohren und deinen Schwanz verstecken.“ Ich setzte ihm eine Mütze auf, die ein Kunde einmal vergessen hatte und steckte seinen Schweif in die zu große Jogginghose. Jetzt sieht er aus wie eine jugendliche Aushilfe, dachte ich. „.....eher wie ein kleines Kätzchen....“ flüsterte ich ergänzend zu meinen Gedanken. „Ich....ich soll zusammenkehren?.... wie geht das?“ fragte er unsicher. Ich holte den Besen und hielt ihn ihm hin. Fauuuch. Neko sprang auf die Tresen und schmiss fast ein paar Süßigkeitengläser runter. „Was zur....Was ist los? Das ist doch nur ein Besen! Der tut dir nichts!“ erschrocken lehnte ich den Besen gegen die Wand. „ Der Besen tut weh! Er bereitet Schmerzen!“ fauchte er mich an. „Beruhig dich! Als Katze jagen sie dich vielleicht damit, aber als Mensch ist ein Besen in den Händen harmlos, verstehst du? Also nimm den Besen und kehr zusammen.“ genervt drückte ich der verängstigten Katze den Besen in die Hand. Er sprang von den Tresen und fing an, mit dem Besen wie wild auf den Boden zu klopfen, so als würde er irgend etwas erschlagen wollen. Schnell stürmte ich von der Kasse weg und hielt von hinten den Besen fest. „Warum schlägst du denn den Boden? Siehst du? So geht sauber machen richtig!“ Ich stand hinter ihm, ziemlich nah hinter ihm, und führte mit ihm die richtige Kehr-Bewegungen aus. Bei einem anderen Kerl hätte ich das sicher nicht gemacht, aber Neko war für mich wie....wie ein bester Freund. Ich kenne ihn zwar nicht sehr lange und weiß auch kaum etwas über ihn, aber da ist so ein Gefühl von Vertrautheit und Zuneigung, die ich sonst bei keinem je verspürt habe. Nach kurzer Zeit lies ich seine Hände los, blieb aber noch hinter ihm stehen. Ich fing seinen Duft ein. Eine Mischung aus Abgasen und Straße, jedoch ein Spur von Freiheit und frischem Fisch. „Danke Allan“ erhallte eine kleine Stimme in meinem Kopf. War sie überhaupt in meinem Kopf? „Du... Mensch? Ist alles in Ordnung?“ Ich blickte in zwei bernsteinfarbene Augen, die ganz nah an meinen waren. Hat mich sein Duft so verzaubert, das ich völlig von der Rolle war? Ich blinzelte ein paar mal und machte mich ohne ein Wort auf den Weg zur Kasse. Kapitel 7: Neko --------------- Auf einmal stand Allan dicht hinter mir. Ich spürte seinen Körper nah an meinem Rücken. Es war nicht unangenehm. Ich mochte seine Nähe, immerhin hat er mich gerettet. Er war ein netter Mensch, nicht so wie die anderen. Vorsichtig nahm er meine Tatzen in seine großen Hände und bewegte somit den Besen. „....so geht sauber machen richtig“ flüsterte er in mein Ohr. Eine Weile führte er meine Hände, in ihnen der Besenstiel, in einer schwingenden Bewegung auf den Boden. Dann lies er sie los und ich vollführte die Bewegung weiter. Ich bemerkte das er immer noch hinter mir stand. „Danke Allan“ sagte ich schließlich und bemerkte das er immer noch hinter mir stand. Ich spürte seine Nähe, seine Wärme. Katzen spüren sowas immer! Ich drehte mich um. Er bewegte sich keinen Zentimeter und schien in Gedanken versunken zu sein. „Du...“ Ich pokte ihn in die Brust.“... Mensch? Ist alles in Ordnung?“ Ich näherte mich seinem Gesicht. Vielleicht konnte ich in seinen Augen lesen, über was er so intensiv nachdachte. Ich sah.... Bewunderung und Vertrauen... über was oder über wen dachte er nach? Er kam anscheinend wieder zur Besinnung. Er blinzelte mich ein paar mal erstaunt an und verschwand ohne ein Wort hinter den Süßigkeitengläsern. Okay...ich werde weiter sauber machen, dachte ich und machte mich ans kehren. Ich hatte den Bogen, dank Allan, schnell heraus. Ein paar Minuten später war ich fertig. Ich stellte den Besen zurück in die Ecke und stellte mich vor an die Kasse, wartend darauf das er mich bemerkte. Er sah einmal kurz nach oben, den Kopf gesenkt und auf das Geld gerichtet. „ Was ist?“ klingte rau und kalt aus seiner Kehle. Was ist nur los mit ihm? Sonst war seine Stimme immer so warm und wohlwollend wie eine Frühlingsbrise und jetzt? Eiskalt wie der Schnee und der Rest der Welt. „Kann....kann ich noch irgendetwas tun?“ unsicher senkte ich ebenfalls den Kopf. „Nein.Wenn du willst kannst du dir ein paar Süßigkeiten nehmen und ins Hinterzimmer gehen. Ich hol dich dann wenn ich Hilfe brauche“ sagte er gefühlslos und zeigte auf die vollen Gläser neben mir. Ich schnappte mir eine Tüte, öffnete das erste Glas, griff einmal hinein, füllte die Tüte und verschwand im Hinterzimmer. Hab ich irgendwas falsch gemacht? Ich stopfte mir ein Bonbon nach dem anderen in den Mund und blieb schweigend auf dem Boden unter dem Tisch sitzen. Soll er doch seine blöde Arbeit alleine machen! Kapitel 8: Alan --------------- -Allan- Was war nur los mit mir? Ich war nervös und mir war schlecht, wie als würde ich ein Mädchen treffen, doch vor mir stand ein Junge, nein, eine Katze und das ist nicht das selbe. Ich starrte auf das Geld in der Kasse, völlig verwirrt und ratlos. Ohne Neko Beachtung zu schenken, zählte ich das Geld. Als ich fertig war, spürte ich eine Präsenz vor mir. War ein Kunde in den Laden gekommen, ohne das ich ihn bemerkte? Ich blickte schnell nach oben. Vor mir stand er und musterte mich wie ich, wie ein Häufchen Elend hinter den Tresen stand. Ich sollte mir meine Verwirrtheit nicht anmerken lassen. „Was ist?“ sagte ich so kalt wie möglich. Trauer erschien in seinem Blick und in seiner Art. Habe ich ihn durch diese zwei Worte etwa verletzt? „Kann....kann ich noch irgendetwas tun?“ Er ist so lieb und hilfsbereit, auch wenn er vom menschlichen Leben keine Ahnung hat. Doch ich glaube ich ertrage es nicht, ihn die ganze Zeit vor mir zu haben. Es würde mich zu sehr von der Arbeit abhalten. Mein Blick und meine Aufmerksamkeit wäre die ganze Zeit auf ihn gerichtet und bei einer Erklärung meines Verhalten wegens, würde ich keinen Ton raus bringen. „Nein.Wenn du willst kannst du dir ein paar Süßigkeiten nehmen und ins Hinterzimmer gehen. Ich hol dich dann wenn ich Hilfe brauche“ sprudelten die verletzenden Worte aus mir heraus und ich zeigte mechanisch auf die Gläser neben mir. Ohne auch nur einen Hauch von Gefühl packte er einige Bonbons und verschwand im Hinterzimmer. Ich lauschte, wartend darauf ihn weinen oder fluchen zu hören, doch das einzige was zu hören war, war das knirschen der Süßigkeiten zwischen seinen Zähnen. Einige Stunden vergingen. Der Laden war menschenleer, keine Kinder, keine gestressten Alleinerziehenden. Na gut, heute war Samstag und in unserer kleinen Stadt eine Art Familientag. Die meisten fuhren zu ihren Freunden, Verwandten oder machten einen Ausflug. Genervt seufzte ich und drehte das bunte, farbenfrohe „Geöffnet-“ Schild auf das langweilige, in schwarzen Buchstaben geschriebene „Geschlossen“. Meine Verwirrtheit von heute morgen hat sich aufgelöst und meine Gedanken verfestigt. Zeit mich bei Neko für mein verhalten zu entschuldigen. Mutig schritt ich zur Tür, blieb jedoch davor stehen. Es war kein Ton zu hören. Ist er abgehauen? Hat er sich wieder in eine Katze verwandelt? Ist er tod? Ich spähte durch den kleinen Türschlitz und entdeckte ihn schlafend, auf meinem Schreibtisch. Nun betrat ich den sperrlich eingerichteten Raum. Mein Laden war, im Gegensatz zu diesem Zimmer, bunt und süß bis in die kleinste Ecke. Vorsichtig glitten meine Finger in sein sanftes, nachtschwarzes Haar. Schnurr~ Erschrocken zog ich sie wieder zurück und stolperte fast über den Papierkorb, der bis zum Rand gefüllt war. Er schnurrt? Natürlich schnurrt er. Er war ja ein Kater. Ich kraulte ihn erneut hinter den Ohren, im Rhythmus seines Schnurrens. Anscheinend genoss er die Streicheleinheiten. „Neko....“ flüsterte ich, meinen Blick auf ihn gerichtet. Langsam öffnete er die Augen, blinzelte mich ein paar mal an, bis er sich mit vollster Leidenschaft streckte. Verlegen lächelte ich ihn an. Wie konnte ich nur so weit gehen? Ich dachte ich hätte mich wieder unter Kontrolle, doch jetzt steh ich hier und streichle sein Haar, wie als hätte ich eine hingebungsvolle Nacht mit der Liebe meines Lebens hinter mir...und sie liegt in meinen Armen und schläft..... Nein! Schluss mit der Träumerei! Ich wollte mich bei ihm entschuldigen! „Ehhm.... Neko...ich...ich wollte mich bei dir entschuldigen, dass ich so kaltherzig war. Es...Es ist nur alles so ungewohnt und so seltsam....“ stotterte ich meine Entschuldigung zusammen. „Nein, nein! Ist schon in Ordnung!“ Er strahlte mich glücklich an. Das war alles? Anfangs schien er so traurig und verletzt und jetzt tut er so, als wäre nichts gewesen. „Bist du wirklich nicht mehr böse?“ - „Nein! Vergeben und vergessen! Ich kann verstehen das alles neu für dich ist. Ein nackter Typ taucht auf, der eigentlich zur Hälfte eine Katze ist.“ Ich war froh, das er meine Lage verstand. Dennoch war es für mich mit einer Entschuldigung nicht getan. Ich wusste, das er Süßigkeiten liebte, also warum ihn nicht fest einstellen? Ich bräuchte eh jemanden, der vorne an der Kasse steht, damit ich endlich mal in Ruhe die Buchhaltung führen kann. Fürs erste reicht jedoch die Entschuldigung. „Komm, wir gehen nach Hause“ Damit packte ich meine Jacke und folgte Neko aus der Türe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)