Wenn Otaku-Getue zum Kampf wird || und was das mit Freiheit zu tun hat
Was sind wir? Nein, das wird jetzt nicht zu philosophisch. Ich verspreche es. Lasst mich die Frage verändern: Sind wir dieselben im real life und hinter einem Bildschirm? Oder verändert sich unser Benehmen? Was macht eine Gruppe aus? Und wer zur Hölle hat Otaku zum Wort der übermegamäßig Coolen gemacht?
Ich liebe Animes, Mangas, Convention, Leute, mit denen ich mich über eben das unterhalten kann. Viele Serien handeln von tiefgehenden Gefühlen, genialen Stories, authentischen Charakteren. Wir leiden mit ihnen, wir lachen mit ihnen, wir gehen zusammen durch Hoffnungen und Gefahren. Serien können auch reale Personen zusammenschweißen. Das ist supercool.
Weniger cool wird es, wenn das ganze Otaku-Getue zu einem Kampf wird. Und Menschen gemobbt, angegeifert und ausgeschlossen werden.
Nun gibt es nur noch eine WHATS APP gruppe :
Anime Otaku
Alle anderen haben wir besiegt
DANKE FÜR EURE TREUE
So fängt es an. Nur eine. Andere besiegt. Treue.
Was wird damit ausgedrückt? Zusammenhalt, Gemeinsinn, Community?
Oder Konkurrenz, Ausschluss, Aggression?
alter wie geil XD ihr muckt euch auf weil andere auch ne gruppe gemacht haben XD lasst die doch, von ner anderen FB-Anime seite gibts mittlerweile 20 gruppen und keiner heult rum. Kratzt euch mal den sand aus der pussy XD
Über den Stil lässt sich streiten, aber der Inhalt dieses Users trifft es doch auf den Punkt, oder?
Nicht jeder sieht es so. Aber um was geht es eigentlich?
es geht halt darum , das es nicht 500 gruppen mit 20 leuten gibt und die gruppe in kleine gruppen aifgeteilt wird ... oder so kein plan weiß auch nicht egal anyway
Achso! Das macht natürlich Sinn. Denn verschiedene Gruppen sind schlecht – ganz böse. Unterschiedliche Meinungen übrigens auch. Das macht die Welt so komplex. Sollte man alles vereinheitlichen. Sofort. Ich habe eine Idee. Wir sollten hier anfangen und dann ausweiten. So auf die Politik zum Beispiel. Es ist so schwer sich bei so vielen Parteien zu entscheiden – machen wir doch eine draus! Und überhaupt. Was soll das mit den Parteien? Wir brauchen doch eh nur einen, der den Ton angibt. So einen Mann – oder eine Frau. Ich will ja hier nicht die Gender-Debatte anfangen.
Aber ist ja auch egal. Weiß man nicht. Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Und überhaupt.
Und da habe ich einen schweren Fehler begangen - mir war es eben nicht egal:
Gott, was für ein Kindergarten. u.u Und ja, ich habe es die ganze Zeit ignoriert. Aber was soll der Unsinn mit >>alle anderen haben wir besiegt<<? Ist hier der Altersdurchschnitt bei 12 oder was ist hier los? Sorry, aber das dumme Rumgemache hier hat weder etwas mit Anime noch Otaku-Sein zu tun. Kein Wunder, dass Leute außerhalb der Szene solche Bilder von dem Ganzen bekommen. <__< Ist ja peinlich.
Oder etwa nicht?
hey wenn du keine anime fan bist dann halte dich da raus. Apfelbulete J. E. App
Ja, ich war auch zunächst verwirrt. Dann lichtete sich jedoch meine Verwirrung in Bedauern. Da hatte einer leider nicht verstanden, was meine Intention war. Aber natürlich war es von ihm ein berechtigtes Argument: Wer kein Anime-Fan ist, sollte nichts sagen dürfen – rein gar nichts. Ich finde, wir sollten diese Position unterstützen. Ab sofort sollten Politiker, die keine Anime-Fans sind nicht in der Politik tätig sein dürfen – nichts zu sagen haben. Raus mit denen. Ganz konsequent. Ach, was verbreite ich da? Alle Menschen generell! Jeder sollte ein A/M-Q-Test machen müssen, damit er den Führerschein, einen Arbeitsplatz und das Wahlrecht bekommt. A/M-Q: Anime/Manga-Quotient. Offensichtlich, oder? Das berechtigt dann dazu, sich nicht mehr heraus halten zu müssen.
Natürlich möchte ich aber jedem eine Chance geben und gab mich der Illusion hin, es handelte sich um ein Missverständnis. Was tut also der vermeintliche gemeine Kein-Anime-Fan? Nochmal erläutern.
Es geht mir auch nicht um die Whatapp-Sache, sondern diese ganze Art hier. Das ist totaler Kindergarten - und echt gegen jeden Respekt gegenüber anderen. Dann soll er doch andere auch über Whatsapp schreiben und Gruppen bilden lassen. Ich denke, er hat da nicht das Monopol drauf. Vielfalt und freie Gruppenbildung - das sind Zeichen von Demokratie.
Und was bitteschön hat das damit zu tun, ob man Anime-Fan ist oder nicht, xyz? Lies dir bitte meine Kommentare richtig durch, ehe du mir meinen Mund verbietest. Danke.
Damit sollte die Sache doch klar werden, oder? Nein. Natürlich nicht.
Apfelsaft san du übertreibst ein wenig aber ja es ist eigentlich total egal, wer ne gruppe machen will darf das auch ist halt schöner wenn es keine aussenseiter in der selben gruppe gibt xD ber egal hab sowieso weder handy noch whatsapp aber trotzdem hier gleich mit demokratie anzukommen als hätte nicht jeder schon genug von demokratie oder nicht am besten die USA CHINA und RUSSLAND fangen mit dem 3. weltkrieg an und der gewinner (haha nach nem atomkrieg) regiert dann die ganze **** so wie er will
Oh, ja. Genau. Hyperbel als Stilmittel. Ich mag das. Nur Ironie ist besser. Aber nur von Menschen, die auch das Thema verstehen und die Intention dahinter. Und es nicht lächerlich machen. Natürlich geht es bei Otakus nicht vordergründig um Demokratie, Weltpolitik oder Ideologien, aber es steckt in jedem Funken das Potenzial zu einem Feuer zu werden. Und nein, lieber User, nicht jeder hat schon genug von Demokratie in der Welt – aber wie erwähnt, ich erwarte hier nicht einmal so viel Allgemeinbildung – ja, ich weiß, ich habe meine Ansprüche schon sehr weit hinunter geschraubt. Aber was habe ich mir auch schon gedacht? Gleich mit Demokratie zu kommen. Ist ja unter aller Sau – so Ansprüche wie Meinungsfreiheit und die Möglichkeit auf Vielfalt und so. Das ist doch echt – ja, wie war das mit den Ansprüchen? Nein, es geht mir nicht darum, als Verfechterin der Demokratie eben diese zu idealisieren. Es geht mir schlicht um einige wenige Grundsätze. Einfach so von User zu User, Mensch zu Mensch. Oder ist das doch kein Unterschied?
Ich denke, derjenige, der hier übertreibt bist du Tatzen-san. x'D
Und leider ist das hier nicht die erste Diskussion über >>andere Gruppen bekämpfen<< und ähnlichen Quatsch. Deswegen habe ich mich mal eingeschaltet - denn langsam geht es mir auf die Nerven. Und ja, die Tendenzen hier sind sehr anti-demokratisch. Schön also, dass du mir im Grunde zustimmst. xD Schade, dass viele hier nicht differenzieren können. Ich möchte und brauche auch keine eigene Gruppe. Aber danke für den Hinweis. ;-D
Und dann kommen diese Harmoniesüchtigen. Dabei hatte er ja nicht einmal Unrecht. Genau dafür war die Gruppe doch da: Um ein Hobby zu teilen, sich auszutauschen, Spaß zu haben, nette Gespräche, interessante Diskussionen.
wir sind otakus anstatt zu streiten sollten wir animes schauen/manga lesen/cosplayen etc. ^^
genau darum geht es mir. Stattdessen wird gegen andere Gruppen >>gekämpft<< und Leute mit anderen Meinungen angefeindet. Das ist ein Armutszeugnis für die Community hier. :/
tut mir leid wenn ich das gemacht hab aber ist doch so scheiß egal was außerhalb der gruppe iwie abgeht mit den gruppen oder ? kann doch jeder das machen was er will
Jaaaah, genau. Und eben nicht. Es darf jeder machen, was er will und eben doch nicht. Jeder darf eine Gruppe bilden in Whatsapp, facebook oder von mir aus draußen auf der Straße mit einem Schild. Aber niemand darf andere deswegen angreifen, mobben, ausschließen. Und genau darum geht es. Es ist ein feiner Unterschied. Und jetzt wird es eben doch mal kurz philosophisch. Kant sagte: Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt. Das heißt, dass ich frei bin, aber auch der andere neben und gegenüber von mir. Es gibt Grenzen meiner Freiheit, nämlich da, wo ich die Freiheit des anderen verletzte.
anyway ich will eigentlich mein leben erstmal damit verbringen anime zu gucken und darüber nachzudenkan was diese mir sagen wollen und die guten ideen in mein leben einzubeziehen
Das ist doch ein guter Ansatz. Aber nur, wenn die guten Ideen auch umgesetzt werden. Und die guten Ideen nicht nur gut für einen selbst sind.
Wie gesagt, mir ist das egal, wer was mit Gruppen macht - es geht mir nicht um die Gruppen, sondern hier um diese Propaganda-Scheiße. Ist ja schön, wenn er Gruppen aufmacht, aber was soll das mit >>andere Gruppen besiegen<<? Das ist ein totaler Mist. Sorry, aber das ist meine Meinung und dazu stehe ich. Ebenso schade finde ich, wenn Leute hier andere grundlos angeifern, Meinungen verbieten wollen und ausschließen möchten.
Ich möchte hier gerne mein Hobby genießen, mich mit anderen austauschen und zwar ohne die Gefahr, dass andere Gruppen >>ausgelöscht<< werden, andere Leute gemobbt und begründete Meinungen verboten werden. Und nein, das ist meiner Meinung nach nicht übertrieben. Und mit solchen Posts da oben, fängt es an: Eine Atmosphäre, die ich nicht unterstützen möchte. Das ist alles.
Hab ich es damit nicht auf den Punt gebracht? Scheinbar nicht, denn der Kommentar wurde als zu lang bewertet. Aber was war mit den Ansprüchen? Genau. Leider.
du bist echt super, 5000 zeilen text die sich 100 pro niemand antun wird, zudem sagst du was eigentlich jedem klar sein müsste/sollte und ja es geht hier nur darum über anime und ähnliches wie soziale probleme und anime empfehlungen zu schreiben ps. die atmosphäre muss unterstützt werden sonst würden wir von den kosmischen strahlen der sonne vernichtet werden
Ich wiederhole mich nur ungern – wirklich. Es kommt mir dann vor wie Zeitverschwendung und das möchte ich vermeiden – währenddessen kann ich nämlich wirklich interessantere Dinge machen. Ja, zum Beispiel Animes schauen oder Animes empfehlen. Oder Dr. Who verfolgen oder essen oder schreiben oder lesen. Aber kommen wir nochmals zurück zu dem Anfang:
Ich liebe Animes, Mangas, Convention, Leute, mit denen ich mich über eben das unterhalten kann. Viele Serien handeln von tiefgehenden Gefühlen, genialen Stories, authentischen Charakteren. Wir leiden mit ihnen, wir lachen mit ihnen, wir gehen zusammen durch Hoffnungen und Gefahren. Serien können auch reale Personen zusammenschweißen. Das ist supercool.
Weniger cool wird es, wenn man das ganze Otaku-Getue zu einem Kampf wird. Und Menschen gemobbt, angegeifert und ausgeschlossen werden.
Es gibt wohl keine Gruppe, die sich „Animes und soziale Probleme der Welt“ nennt oder Gruppen, die sich mit Otakus und Weltpolitik befassen. Aber es geht nie darum, nur über Animes zu reden oder Animes zu empfehlen oder whatever, während User – ja, richtige Menschen – gemobbt werden und angefeindet. In einer Atmosphäre, wo einfachste Grundsätze wie Respekt und Akzeptanz, Meinungsvielfalt und -freiheit ins Lächerliche gezogen werden.
Also. Nochmals die Fragen: Sind wir dieselben im real life und hinter einem Bildschirm? Oder verändert sich unser Benehmen? Was macht eine Gruppe aus? Und wer zur Hölle hat Otaku zum Wort der übermegamäßig Coolen gemacht?
Und warum herrscht Lethargie und Ignoranz vor – egal ob im real life oder hinterm Bildschirm, wenn es um Meinungsfreiheit, Toleranz und zwischenmenschlichen Respekt geht? Ist es wirklich scheißegal, was in Gruppen vor sich geht, ob einer alle anderen Gruppen „besiegt“ und Nicht-Otakus angefeindet werden?
Trotzdem likest du es? ;'D
Und schreibst 5001 Zeilen zurück. Ja, es SOLLTE jedem klar sein - aber die Praxis sieht hier ja offensichtlich anders aus. Schade.
Was sind wir also?
Eine Community, die ausschließt, hetzt und anfeindet?
Meine Ansprüche sind im Keller, aber die Hoffnung steht mir zur Seite.
Jaelaki
PS. Mir geht es nicht darum, diese facebook-Diskussion mit politischen Themen gleichzusetzen. Ich möchte nur eine Grundhaltung aufzeigen, die mir leider immer öfters in der sog. Otaku-Community begegnet. Man beachte bitte auch den Einsatz von Ironie meinerseits.
Ein Beispiel: Man fordert die Leute dazu auf, dass wenn es mindestens 30° im Schatten ist und ein Hund im Auto eingesperrt um sein Leben kämpft, dass man diesen befreien sollte. Mir wurde Kindsmord an den Kopf geworfen, weil ich ein Menschenkind im Auto eingesperrt lassen würde (Sinn!?)
Aus eben diesem Grund habe ich für über einem Jahr Facebook abgeschworen, weil sich dort wirklich 90% der User wie die letzten Menschen verhalten (jedenfalls die schreibenden Konsorten). Eigentlich wollte ich so langsam wieder einsteigen, weil man ohne diese Community-Plattform nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen dürfe. Doch wenn ich mir das hier so durchlese, wird mir wieder klar bewusst, warum ich einfach mal die Finger von diesem Mainstream gelassen habe.
Aber Respekt, dass du mit diesem Wesen noch diskutiert hast. Mich würde es einfach nur nerven und zu viel von meiner guten Lebensenergie rauben.
Ach ja und noch mal zurück zu der Theorie, dass manche Menschen vor dem Bildschirm anders werden, als sie es in Natura sind. Zum Teil kann ich das durch Beobachtungen bestätigen. Ich selbst nutze die Gelegenheit in schriftlicher Form ein wenig mehr Emotion in mein Schreiben zu legen. In Natura würde ich einem eher desinteressiert und wortkarg vorkommen.
Ich habe aber auch schon andere Menschen gesehen, die im rl den Mund nicht aufbekommen, wenn ihnen etwas nicht passt und wenn sie dann vor ihrem Rechner sitzen, vor Selbstvertrauen nur so strotzen. Auf einmal fangen sie auch an Argumente mit selbst kreierten Tatsachen niederzustampfen.
Andersrum begegnet man in der Community auch Leuten, denen man auf der Straße oder in der Bahn lieber aus dem Weg geht. Denn wenn da jemand steht und mit seinem Gossen-slang "argumentiert" und wenn er mal still ist, mit diesem typischen geöffneten Mund den schein wahren will nachzudenken... Naja, solche Leute begegnet man in Großstädten häufiger, man wird vielleicht wissen, was ich versuche zu beschreiben.
Fest steht, dass man, wenn man solchen Leuten begegnet, im Regelfall keine Unterhaltung mit ihnen beginnt. Klar. Aber in Facebook sind diese Leute auch da und sie "unterhalten" (wenn man das du bist Kacke Scheiße Mist so interpretieren möchte) sich mit dir. Einfach so. Naja, ist auch eine Form von Freiheit, gell ^.^
Sooo, das waren nun meine 5002 Zeilen °(^.^)°
Hoffe man versteht, was ich ungefähr damit ausdrücken will und dass ich so der Antwort wenigstens einen Stück weit näher gebracht habe.
LG
Katzenelch
Gaara Avatar 1
Hokacke
Kankuro Avatar 1
Meins!
Jede Gruppe, jede Politik und alles, was entsteht, fängt erstmal harmlos an. Bei den Otakus war es anfangs so, dass Leute sich zusammen finden und sich über Anime und Manga unterhalten wollten, dass sie Freunde mit den selben Interessen bekommen wollten und es sollte einfach ein Gemeinschaftsgefühl entstehen.
Man traf sich auf Conventions, legte nach den Cons Decken auf dem Boden und dann setzten sich alle dazu und fingen einfach an zu quatschen. Es war eine chillige Sache!
Doch dann kam die Zeit, wo mehrere Decken ausgebreitet wurden, sich die Gruppen aufgeteilt hatte und man lieber neben den Bekannten saß und Neulinge nicht mehr kennen lernen wollte. Es wurde anonymer, man wurde seltsam angeguckt, wenn man fragte, ob man sich dazu setzen könne und und und.
So wird es auch bei den Facebook- oder What's App-Gruppen sein.
Anfangs war alles harmonisch, nun muss man auch daraus einen Konkurrenzkampf machen.
Und niemand von denen merkt, dass unsere coole Szene von früher nun heute, genauso eine Szene ist, wie alle anderen auch. Auch bei uns gibt es nun den Konkurrenzkampf; man braucht einen Elite-Fotografen als guter Cosplayer, sonst ist man ein nichts und das Neue-Leute-Kennenlernen fällt auch mehr in die Hose.
Glückwunsch! Wir sind nichts Besonderes, Cooles mehr, wir sind genauso scheiße geworden wie die anderen auch.
Ich klatsche in die Hände und weine im stillen Kämmerlein und hoffe auf bessere Zeiten.
nun fühlt man sich inmitten der eigenen Reihen allein.
Gruß,
Jaelaki
Um bei den Philosophen zu bleiben: der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Hobbes war das, glaube ich.
Ich habe sowieso ein Problem mit der Bezeichnung "die" Otaku-Community (davon abgesehen, dass ich mit dem otaku-Begriff hadere). Wir können, als Fans japanischer Pop-Kultur, zwar alle unter dem Begriff Community als Sammelbegriff gefasst werden, aber ansonsten weiß ich nicht, ob da sonstige gemeinschaftsstiftende Aspekte existieren. Außer jemand greift J-Culture im Gemeinen an, dann hätten wir einen "wir vs. die Anderen"-Moment.
Ansonsten zerfallen wir in tausende Untergruppen. Wir können nicht mal innerhalb der Fandoms von großer Einigkeit (und Meinungsfreiheit!) reden. Ich denke da an diese (mittlerweile hoffentlich wieder vorübergegangene) Zeit, in der man nicht äußern durfte, dass man Animes auf Deutsch guckt. "Boah, wie kann man nur??? Du bist voll kein richtiger Fan, wenn du nicht auf Japanisch guckst!!!!1"
Man könnte noch so viel zu dem Thema sagen. In a nutshell: Gruppen definieren sich (meist) darüber, wie sie sich zu anderen abgrenzen.
Und in der anonymen Welt des Internets fällt es umso leichter, ethische Maßstäbe über Bord zu werfen und andere anzugreifen.
Es bleibt die Frage: Wieso gelingt es so selten, vernünftige Diskussionen über unterschiedliche Ansichten zu führen?
Das beschriebene Phänomen, und da würde ich Katzenelch zustimmen, ist kein Einzelfall. Es ist leider die absolute Normalität auf Facebook, dass nur das Gesetz des Stärkeren zu zählen scheint. Das Konkurrenzsystem wird auch durch die Seite selbst gefördert. I like. You like. We like. Oder so ähnlich ...
Freie Meinungsäußerung. Sie ist eigentlich schon selbst ein Phänomen auf Facebook. Es gibt genügend politische Postings, geteilte Bilder, die zu mehr Solidarität aufrufen, Bilder aus der Türkei, aus Syrien, aus Ägypten, die florieren. Tausende haben sie geliked und geteilt. Eine Form der Meinungsäußerung, die im eigenen Land zur Verfolgung führt, wird ins Internet verlegt. Dorthin, wo freie Meinungsäußerung schon fast nicht mehr möglich scheint oder zumindest häufig angeprangert wird. Paradox.
Da fragt man sich doch, warum das so ist. Warum kann ich im Internet, dem pluralistischen Medium überhaupt, das in nie dagewesener Art und Weise den Austausch, die Kommunikation und die Vielfalt von Menschsein und Menschlichkeit wiederspiegeln zu vermag, nicht zulassen, dass jemand anders ist? Vielleicht ist es einfach zu schnell. Es ist eine Flut an Informationen, die uns zur Verfügung steht. Mal schnell hier geguckt, mal dort angelesen, da etwas gesehen. Man hat das Gefühl mit allen verbunden zu sein. Alleine vor seinem Rechner, Laptop, Tablet, Smartphone. Man muss nicht mehr alleine sein. Irgendwie ist man es aber dann doch. Man muss sich alleine durch die Flut kämpfen, sortieren, aussortieren. Was kann einem da besser helfen als eine Gruppe? Dann muss ich mich nicht alleine durch die Fluten kämpfen, sondern zehn, zwanzig, hundert Mann rudern mit mir. Da hat man endlich Gleichgesinnte gefunden in der riesigen bunten Vielfalt, die einen überrennt. Da mutet es schon fast natürlich an, dass man weiter aussortiert, was nicht gleichgesinnt in der Gruppe ist. Warum sollte man sich auch auf das vermeintlich Andere und Fremde einlassen? Es geht in dieser Situation wohl in erster Linie nicht um Meinungsfreiheit. Es geht wohl eher darum zu beschützen, was man sich so tapfer erkämpft hat, als man durch die Fluten geschwommen ist. Man hat in dieser pluralistischen Welt des Internets sich selbst gefunden und ist nun bereit, es mit Messern und Klauen zu verteidigen.
Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.
Es wird in diesem Sinne gehandelt, wenn man diese Gruppe als Stabilisator und Hersteller des eigenen Ichs betrachtet. Denn wie kann man eine andere Meinung, die das eigene Ich verändern oder zerstören könnte, zulassen?
Das Problem ist nur: Es geht hier sehr wohl um Meinungsfreiheit, Pluralität, Demokratie und vor allem Kommunikation an sich.
Kommunikation auf Facebook ist Missverstehen. Man liest, überliest, interpretiert, verschiebt, verändert. Man hat nicht einmal Mimik, Gestik und Stimme, um deutlich zu machen, wie man etwas meinen könnte und selbst im realen Leben ist Kommunikation mehr Missverstehen.
Letztens habe ich erst wieder den Fehler begannen, meine Meinung zu äußern und eine Diskussion anzufangen. Ich habe folgende Kommentare erhalten:
Kritiker 1: "Studienfach verfehlt. Schönen Tag noch :)"
Kritiker 2: "Eieieiei Pseudowissenschaftler detected"
Verteidiger 1: "Sehr schön, wenn man runterargumentiert wird, ausweichen oder beleidigen."
Kritiker 2: "Haha runterargumentiert x P auf Facebook pffff hahaha sehr gut, der Witz des Tages : D."
Kritiker 1: "[...]Davon abgesehen enden religiöse, politische oder geschichtliche Diskussionen auf Facebook sowieso immer in einem anstrengenden Trauerspiel.[...]"
In gewisser Weise ist diese Situation ein typisches Beispiel für das, was man auf Facebook freie Meinungsäußerung nennt. Jeder darf sagen, was er möchte. Zumindest theoretisch. So wie auch hier. Es wird ja nicht grundsätzlich in Abrede gestellt, dass ich mich geäußert habe. Es wird lediglich die eigene Meinung über die anderer gestellt, denn jeder hat das Recht darauf seine Meinung frei zu äußern und du bist für mich nun mal keine Autorität, insbesondere gerade nicht in deinem Studienfach. Gut. Das ist seine Meinung. Aber wo fängt seine Freiheit an und wo endet meine? Da sind die letzten Aussage schon wesentlich passender. Denen würde ich auch zustimmen. Wohl eher zustimmen müssen. Diskussionen auf Facebook?! Das Internet stellt so viele Möglichkeiten der Pluraltität zur Verfügung, so viel Freiheit, aber gleichzeitig scheinen die User selbst die Möglichkeiten für Diskussion und Meinungsvielfalt abzustellen, während sie sie selbst praktizieren. Ein Paradox in jeglicher Hinsicht.
Aber eigentlich - es ist egal, was andere denken. Denn Facebook ist ja nur für mich da. Ich definiere mich jeden Tag dort. Ich sage, was mir gefällt und was mir nicht gefällt. Ich bin in Gruppen, die mich und meine Interessen wiederspiegeln. Ich habe meine Freunde auf Facebook und auch über dieses Beziehungsgeflecht definiere ich mich. Und mit dieser Selbstdefinition trete ich in einen Wettkampf mit den anderen, darüber wer das beste Ich hat. Es geht nur darum zu gewinnen, denn wenn ich verliere, dann verliere ich mich selbst. Facebook wird zur Existenzfrage und wenn die erst einmal gestellt wird, dann ist es kein Wunder, Diskussionen auf Facebook immer in einem Trauerspiel enden.
Otaku-Sein oder Otaku-Nicht-Sein, das ist hier die Frage.
Liebe Grüße Chicha
P.S.: Gruppenbildung funktioniert nur durch Abgrenzung.
♥ Chicha